Jesus spricht in den verschiedensten Gleichnissen vom Reich Gottes. Seinen Zuhörern damals haben sich diese Gleichnisse von ihrer Lebenswelt, ihrem Alltag her erschlossen. Wir heutzutage müssen uns meist in die Gegebenheiten damals hineinversetzen, um ganz zu verstehen, was Jesus sagen will. Eines der Gleichnisse, die im Evangelium vom heutigen Sonntag vorkommen, erschließt sich mir aber ganz natürlich. Es ist das Gleichnis vom Sauerteig. Ich in in einer Bäckerei groß geworden und die Plastikwanne mit dem braunen, streng riechenden, klebrigen Sauerteig war einer meiner frühesten Kindheitserinnerungen an die Backstube. Auch ich lese aus dem Gleichnis freilich zuerst heraus, dass das Himmelreich – wie der Sauerteig – eine verblüffende Fähigkeit zur Vermehrung hat. Über Nacht wird aus einem Rest Sauerteig, viel Mehl und Wasser ein neuer Sauerteig, der dem Brot Geschmack und Volumen gibt. Genauso hat der Glaube das Potential zu „gären“ und sich – mit genügend Zeit – zu vermehren. Mit meiner Bäckerei-Lebenswelt im Hinterkopf entdecke ich aber noch ein paar Parallelen mehr zwischen Himmelreich und Sauerteig. Diese möchte ich mit Ihnen teilen – in der Hoffnung, Ihnen ein Gleichnis, mit dem Sie vielleicht im ersten Moment wenig anfangen können, etwas näher zu bringen. Das Himmelreich sieht noch nicht schön aus – wie Sauerteig. Genau wie der Sauerteig bis zum Backen ein brauner, undefinierbarer „Batz“ ist, so ist auch das Himmelreich in unserer Zeit ziemlich unauffällig und unscheinbar. Auch dem Himmelreich merkt man nicht gleich an, was daraus werden soll. Und auch unser Glaube zeigt nicht in jeden Moment die Kraft, die in ihm steck. Das Himmelreich riecht komisch – wie Sauerteig. Wenn wir auf dem Weg des Glauben unterwegs sind, dann nehmen wir für Außenstehende oft einen komischen Geruch an. Wenn man dann über den Glauben spricht, dann rümpfen manche wortwörtlich die Nase. Das Himmelreich klebt – wie Sauerteig. Dem strengen Geruch zum Trotz kann man aber am Himmelreich kleben bleiben. Hat man einmal seine Hände in den Sauerteig des Glaubens gesteckt, kommt man nicht mehr davon los. Man wird selbst quasi Teil des Sauerteiges, Teil des Himmelreiches. Für mich – und vielleicht nun auf für Sie – ganz lebensnah: Das Himmelreich ist nicht wie eine Backmischung; es ist wie Sauerteig!
Einen gesegneten Sonntag wünscht Neupriester Tobias Asbeck
Auf dem Bild zu sehen: der kleine Tobias in der Backstube. Er weiß, wovon er spricht und über was er predigt
